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Gerhard Weber
Zuhause - ganz privat
Ausstellung im Deutschen Fotomuseum
vom 01. Februar 2014 bis zum 25. Mai 2014
Gerhard Weber zählt zu den erstrangigen sozialdokumentarischen
Fotografen, der im Mikrokosmos der einfachen Leute der Frage
nachspürt, wie der Mensch lebt. Auf Spurensuche nach dem Essenziellen
ist er den Menschen oft so nahe gekommen, daß dem Betrachter der
Bilder gelegentlich der Atem stockt. Wie nur wenigen Fotografen gelang es
Weber, das Vertrauen der Menschen zu erwerben und mit seiner Kamera
in ihre Wohnstuben, Küchen und Schlafzimmer vorzudringen.
Das Sittenbild, das dabei entstand, kann jedoch nicht mehr gänzlich
unvoreingenommen betrachtet werden, denn kurz vor
Ausstellungseröffnung erreichte das Deutsche Fotomuseum
die Nachricht von den Stasiverstrickungen des Fotografen.
Unter dem Eindruck der aktuellen Enthüllung kann die Ausstellung,
die ironischerweise den Titel „Zuhause – ganz privat“ tragen
sollte, nicht unkommentiert gezeigt werden, weil die nach wie vor
hervorragenden Fotografien nun auch in einem völlig anderen Licht
erscheinen können.
Zur Problematik "Fotografie und Stasitätigkeit" findet deshalb
am 19. Mai, 19 Uhr, eine Podiumsdiskussion statt.
Es diskutieren Stephan Bickhardt (Bürgerrechtler, Pfarrer),
Regina Schild (Leiterin der Stasi-Unterlagen-Außenstelle Leipzig)
und Andreas J. Mueller (Deutsches Fotomuseum).
Die Diskussionsrunde stellt Fragen nach dem ethischen Konflikt zwischen
der Verantwortung der Fotografenpersönlichkeit gegenüber seinen
Modellen und dem Stasiauftrag, ihr Verhalten zu registrieren und sie zu
fotografieren. Inwieweit beeiflußt es die Bildproduktion, ob der engagierte
Fotograf oder der IM durch den Sucher der Kamera blickt?
Sicher werden sich beide dabei im Wege gestanden haben. Wie läßt sich
der Konflikt beschreiben, wenn gegensätzliche Absichten bei der
Bildproduktion zusammenfallen?
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