Deutsches Fotomuseum

Aktuelle Austellung
Peter Untermaierhofer
Verlassene Orte, verlorene Träume

Verdammte Seelen, 2014
13. Oktober 2024 bis 20. April 2025


Deutsches Fotomuseum
Raschwitzer Straße 11-13
04416 Markkleeberg
Telefon: 0341- 6515711

Anfahrtsplan

Geöffnet:
Dienstags bis Sonntag
von 13 - 18 Uhr

Der zweite Aufstieg innerhalb der Rotunde präsentiert chronologisch 
die Fotografie des 20. Jahrhunderts anhand exemplarischer Motive
und bedeutender Fotografen.
1. die Entdeckung des Alltags, vom Piktorialismus zur Moderne
2. "Human Interest", Fotografie der Nachkriegszeit in Ost und West
3. der Fotograf als Autor und die inszenierte Wirklichkeit


Werner von Jahn (Daten unbekannt), Am Abend, Wien, um 1900


Josef Ostermeier (1864 - 1927), Cypressen vor der Einsiedelei, Photochromie, Dresden, um 1905


Heinrich Kühn (1866 - 1944), Mary Warner im Gegenlicht, Autochrom, Innsbruck, 1908


Louise Hoßfeld-Ehelolf (1889 - 1966), Letzte Droschke, erstes Auto, Berlin, 1912


Hugo Erfurth (1874 - 1948), Die Sopranistin Grete Merrem-Nikisch, Dresden, um 1915


Anonymus, Der Messepalast Specks Hof zur Herbstmesse, Leipzig, 1925


Karl Edelmann (1890 - 1970), Damenbildnis im Profil, Annaberg, 1927


Paul Brandt (1891 - 1979), Gasse in Eisleben, Eisleben, 1928


August Sander (1876 - 1964), Die Boxer Paul Röderstein und Hein Heese, Köln, 1929


Ilse Bing (1899 - 1998), Tour Eiffel, Étoile, Paris, 1931


Kurt Reichert (Daten unbekannt), In Licht und Sonne, Ostsee, 1935


Richard Peter sen. (1895 - 1977), Dresden nach der Bombardierung, Dresden, 1945


Willy Ronis (1910 - 2009), Carrefour Sevres Babylone, Paris, 1948


Karl Heinz Mai (1920 - 1964), Brennholz sammelndes Schulmädchen, Leipzig, 1948


Renate und Roger Rössing (1929 - 2005/6), Trümmerbahn, von alter Dampflok gezogen, Leipzig, um 1950


Elliott Erwitt (*1928), Marilyn Monroe, New York, 1956


Sam Shaw (1912 - 1999), Marilyn Monroe und Arthur Miller, New York, 1957


Evelyn Richter (1930 - 2021), Frauentagsveranstaltung, Leipzig, 1962


Will McBride (1931 - 2015), John F. Kennedy am Brandenburger Tor, Berlin, 1963


Will McBride (1931 - 2015), Romy Schneider, Paris, 1964


Günter Rössler (1926 - 2012), Renate Gey, Leipzig, 1968


Norbert Vogel (*1944), Unter den Linden am 20. Jahrestag der DDR, Berlin, 1969


Peter Langner (1946 - 1994), Der Tanz, aus der Serie Verbotene Fotos, Leipzig, 1975/76


William Ropp (*1960), ohne Titel, Nancy, 1990


Karin Székessy (*1938), Akt, Hamburg, 1996


Die Fotografie im 20. Jahrhundert

Um 1900
waren es wiederum Künstlerfotografen, die der massenhaften und auch damals immer flacher
werdenden Bildproduktion das Bestreben entgegensetzten, eine subjektiv erfahrene Wirklichkeit zu visualisieren.
Individuelle Aufsässigkeit gegen Konventionen war das Leitmotiv für Fotografen wie Wilhelm von Gloeden,
der seinen persönlichen Traum von Arkadien zu verwirklichen suchte und so zu einem Pionier der inszenierten
Fotografie wurde, weil er den subjektiven Blick und die Emotionen des Fotografen zum Maßstab der Fotografie
erhob. Ähnliche Bestrebungen verfolgten zur Jahrhundertwende die Fotografen des Piktorialismus, der
letzten künstlerischen Position, die die gestalterischen Mittel der Malerei auf die Fotografie zu übertragen suchte,
um die Kunstwürdigkeit des Mediums zu unterstreichen.

Schon eine Generation später, nach dem verheerenden 1. Weltkrieg, der die Umwertung aller kulturellen
Werte beschleunigt hatte, bedienten sich die Künstler des Surrealismus, des Dadaismus und des Konstruktivismus
der Fotografie als eines vollwertigen und eigenständigen künstlerischen Ausdrucksmittels. Parallel zu den
avantgardistischen Experimenten entwickelte sich mit dem Neuen Sehen eine moderne, sachliche und
dokumentarische Fotografie, die keines Vorbilds mehr bedurfte, sondern nunmehr selbst vorbildhaft auf die
Malerei und andere Künste ausstrahlte.
 
Die enorme Verbreitung Illustrierter Zeitschriften einerseits und die Entwicklung ungeahnt leistungsstarker
und handlicher Kleinbildkameras andererseits schufen in den 1920-er Jahren die Grundlage für das Entstehen
eines neuen Fotojournalismus, der schnell zu einer internationalen Bildsprache und nach dem 2. Weltkrieg
unter dem Begriff „Human Interest“ zu einem menschlichen Stil fand, der sich durch persönliches Engagement
für seine Sujets auszeichnete. Trotz des Eisernen Vorhangs, der damals die zivilisierte Welt teilte, gibt es kaum
Unterschiede zwischen den bedeutenden Fotografen in Ost und West zu verzeichnen. Evelyn Richter und
Will McBride haben diesseits und jenseits der Mauer die denkbar verschiedensten Welten fotografiert,
aber ihre Bilder sind vom gleichen Geist und sprechen eine Sprache.
 
In der zeitgenössischen Fotografie existieren die unterschiedlichsten und subjektivsten Herangehensweisen
und Schulen nebeneinander. In narrativen Tableaus und allerlei künstlichen Bildwelten konkurrieren poetische
oder provokante Phantasien und wetteifern um die Gunst des Publikums. In unendlicher Vielfalt und ganz im
Sinne der Philosophie einer pluralistischen Gesellschaft agieren die Fotografen heute als Schöpfer eigener Bildwelten.

Andreas J. Mueller