Deutsches Fotomuseum




Lieselotte G., Leipzig, 2014
Udolf Unbeholf, Leipzig, 2011
Sebastian Krumbiegel, Leipzig, 2013
Böses Mädchen, Leipzig, 2017

Ron Kuhwede

In Augen blicken


Ausstellung im Deutschen Fotomuseum
vom 07. Januar 2024 bis zum 30. Juni 2024

In der Frühzeit der Fotografie, als Bildbesitz und Bildbetrachtung noch
Privilegien waren, galten eigene Portraitfotografien als Statussymbole.
Im 21. Jahrhundert ist die Masse der Portraitfotos schier erdrückend und
viele Menschen fotografieren sich mit dem Handy permanent selbst. Die
laienhafte Selfie-Produktion führt dabei zu einer stilistischen Verflachung,
die immer dann entsteht, wenn etwas einfach geht.

„Das menschliche Antlitz hatte ein Schweigen um sich, in dem der Blick
ruhte,“ schrieb Walter Benjamin über die Anfänge der Portraitfotografie
und Emil Orlik sagte: „Die Synthese des Ausdrucks, die durch das lange
Stillhalten des Modells erzwungen wird, ist der Hauptgrund, weshalb die
frühen Lichtbilder neben ihrer Schlichtheit gleich guten gezeichneten oder
gemalten Bildnissen eine eindringlichere und länger andauernde Wirkung
auf den Betrachter ausüben als neuere Photographien.“

Für den Leipziger Fotografen Ron Kuhwede verdient die Auffassung von
der Aktualisierbarkeit historischer Stilwerte Beachtung. Er animiert seine
Modelle zum kontemplativen Blickkontakt mit dem Kameraobjektiv, um auf
diese Weise seinen Fotografien wie einst eine Aura von Ruhe und sanfter
Aufmerksamkeit zu verleihen.

Die Ausstellung im Deutschen Fotomuseum zeigt empathische Portraits
von bekannten und weniger bekannten Persönlichkeiten. Für Kuhwede
liegt die Schönheit eines Menschen in der Einfachheit, Natürlichkeit und
Klarheit. Er sagt über sein fotografisches Vorgehen: „Ich versuche stets
das unsichtbare Wesentliche sichtbar zu machen und mich auf den Kern
meines Sujets zu konzentrieren. Gestellte Posen und gekünstelte Mimik
sind mir ebenso fremd wie ein aufgesetztes Lachen.“